Erinnern. Gedenken an den
Prager Frühling 1968

Veranstaltung am 21. August 2021 um 18 Uhr in der Johanneskirche Schlachtensee

Gruppenfoto

Zum Gedenken an den Prager Frühling 1968 wird der bisher unveröffentlichte Bericht von Tamara Reiman vorgelesen. Mit Erinnerung an die damaligen Ereignisse soll diese Veranstaltung auch eine Gelegenheit sein, nach der Bedeutung für die Gegenwart zu fragen.

Worte von Joachim Gauck

Bundespräsident a. D. Joachim Gauck schreibt an Pfarrer Günter Hänsel und wünscht der Gedenkveranstaltung: „Dass Sie die Initiative von Frau Dr. Kempe aufgreifen und am 21. August mit einer Veranstaltung in Ihrer Gemeinde des Prager Frühlings 1968 gedenken, schätze ich sehr. Ich grüße Sie herzlich und wünsche Ihnen und allen Beteiligten viel Aufmerksamkeit für dieses wichtige Gedenken verbunden mit dem Blick auf eine friedliche(re) Gegenwart und Zukunft.“ [Nachrichtenblatt, S. 7]

Zum Hintergrund:

Im Sommer 1968 hofften die Menschen in Prag, der Hauptstadt der damaligen Tschechoslowakei, auf Frieden und sehnten sich nach Freiheit und Demokratie. Doch der Einmarsch von Truppen des Warschauer Paktes am Morgen des 21. August 1968 machte alle Hoffnungen zunichte.

Die 1932 geborene Tamara Reiman stammte aus der sowjetischen/russischen Stadt Jaroslawl und arbeitete als Dolmetscherin. In dieser Funktion war sie bei den entscheidenden Treffen im Juli/August 1968 zwischen dem sowjetischen und dem tschechoslowakischen Politbüro unter der Leitung von Leonid Breschnew und anderen sowie Alexander Dubček dabei. Die Treffen fanden in Eisenbahnwaggons in der Slowakei und der damaligen Ukraine statt.

Bis heute durfte Tamara Reiman nie über die langen, anstrengenden und kräftezehrenden Verhandlungen und ihre Rolle als Übersetzerin der stundenlangen Reden Breschnews berichten. Sie fürchtete um ihr eigenes und das Leben ihrer Kinder und hatte außerdem Angst, nach Sibirien deportiert zu werden. Schließlich konnten sie und ihr Mann Michal nach Berlin emigrieren, wo er als Professor an der FU Politikwissenschaft lehrte. Nach seiner Emeritierung 1995 unterrichtete er bis 2010 an der Karls-Universität in Prag.

Rückblickend lässt sich heute sagen, dass der Prager Frühling eine Aufbruchsbewegung begründete, bei der sich Staaten mehr und mehr von den totalitären Regimen ab- und freiheitlichen Gesellschaften zuwandten. Um die Bedeutung der damaligen Ereignisse für die Gegenwart zu ergründen, haben sich Tamara und Michal Reiman entschlossen, den bisher weder schriftlich noch mündlich publizierten Bericht nun öffentlich zu machen.

Dr. Iris Kempe

Eröffnet wurde die Gedenkveranstaltung durch ein Grußwort von Pfarrerin Marion Gardei, Beauftragte der EKBO für Erinnerungskultur und für jüdisches Leben sowie für den Kampf gegen Antisemitismus.

Das Grußwort zum Nachlesen

Ein weiteres Grußwort sprach der Botschafter der Republik Litauen, Ramūnas Misiulis.

Der Prager Frühling 1968 ist ein historisches Ereignis von wichtiger Bedeutung. Einleitende Worte sprachen hierzu: Frau Dr. Anna Kaminsky, Direktorin der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, und Dr. Peter Brandt, Historiker und Professor i. R. für Neuere und Neueste Geschichte an der Fernuniversität in Hagen.

Grußwort von Dr. Peter Brandt

Die Publikation:

„Europäische Zeitenwende: Prager Frühling
Zeitzeugenberichte, Analysen, Hintergrunddarstellungen“

kann ab sofort über den ibidem-Verlag bezogen werden. Das Buch enthält den Bericht von Tamara Reiman sowie u. a. einen Beitrag von Dr. Anna Kaminsky und Dr. Peter Brandt.

Um 19:30 Uhr schloss sich ein Friedensgebet an. Beten für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit. Es war die Sehnsucht nach mehr Freiheit und Demokratie, die die Menschen bewegte. Freiheit, ein Motiv, eine Grundsehnsucht des Menschen, die auch heute und schon immer gegenwärtig ist. Ganz aktuell ist zu sehen, wie in Teilen der Welt diese Sehnsucht nach Freiheit und Demokratie gefährdet ist und wie der Ruf nach Reformen, wie die der friedlichen Bewegung in Belarus, gewaltsam durch das Regime unterdrückt wird. Zu Gast beim Friedensgebet waren deshalb Vertreterinnen und Vertreter von RAZAM, der belarusischen Solidaritätsbewegung. Ina Rumiantseva schilderte die bedrückende aktuelle Situation der Freiheitsbewegung in Belarus. Tief berührt und betroffen entstand im Gebet eine Gemeinschaft, die deutlich machte: Wir vergessen euch nicht! Wir sehen euren Schmerz! Wir klagen Gott diese Zustände!

Den Bericht zur aktuellen Situation in Belarus zum Nachlesen.
Verfasst von Ina Rumiantseva (RAZAM).

Das ZDF hat über das Friedensgebet und die Solidarität mit politischen Gefangenen in Belarus in der Sendung "sonntags" berichtet:
Sendung vom 12.09.2021

Politischer Gottesdienst

Am Sonntag, den 22. August 2021, schloss die Veranstaltungsreihe zum Gedenken an den Prager Frühling 1968 mit dem politischen Gottesdienst in der Johanneskirche Schlachtensee. Pfarrerin Dr. Ellen Ueberschär hielt eine ermutigende und kraftvolle Predigt. Sie ist evangelische Theologin, war von 2006 bis 2017 Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages und ist seit 2017 Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung.

Die Predigt von Pfarrerin Dr. Ellen Ueberschär zum Nachlesen.

Interview

Im Vorfeld sprach Pfarrer Günter Hänsel mit Dr. Ellen Ueberschär über die Bedeutung des Gedenkens an den Prager Frühling und ihre Überzeugung, dass die Zukunft des Christentums politisch sei.

Das Interview mit Pfarrerin Dr. Ellen Ueberschär zum Nachlesen.

Pfarrer Günter Hänsel

Foto Pfarrer Günter Hänsel und Pfarrerin Dr. Ellen Ueberschär Pfarrer Günter Hänsel und Pfarrerin Dr. Ellen Ueberschär

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