„Jetzt ist die Zeit“ lautet das Motto, das in großer gelber Schrift auf grünem Grund auf dem Plakat des 38. Kirchentages zu lesen ist, der zwischen dem 7. und 11. Juni 2023 in Nürnberg stattfindet. „Dieses satte Gelb steht für etwas, was wir in dieser Zeit mehr brauchen als alles andere: nämlich Licht, Hoffnung“, waren die Worte des bayerischen Landesbischofs Heinrich Bedford-Strohm. Mehr als 100.000 Besucher*innen werden für die ca. 2.000 Einzelveranstaltungen erwartet, die sich Glaubensthemen, Politik, Klimaschutz und der Schöpfungsverantwortung widmen. Das Thema Schöpfungsverantwortung soll nicht nur im Programm, in Foren oder Diskussionen ernstgenommen werden, sondern auch bei Verpflegung, Mobilität oder Wasserverbrauch. Ziel ist, einen neuen Standard für Großveranstaltungen zu setzen.
Präsident des diesjährigen Kirchentages ist der ehemalige Bundesinnen- und Verteidigungsminister Thomas de Mazière. Er hofft auf Begeisterung, Beteiligung und Engagement, damit der Kirchentag ein „starkes Fest des Glaubens“ werde. Es brauche die Vielfalt der Formen, um die Botschaft des Evangeliums unter die Menschen zu bringen. Die einen liebten das Neue, das Moderne, die anderen liebten die alten liturgischen Worte und Formen. Fünf Tage Austausch, Glauben, Kultur und Gemeinschaft bestimmt von Rücksicht, Offenheit, Toleranz und Wertschätzung.
Anders als der Name vermuten lässt, wird der Kirchentag nicht von der „der“ Kirche organisiert, sondern versteht sich als christliche Laienbewegung. Offizieller Träger ist ein unabhängiger Verein. Gegründet wurde der Kirchentag 1949 als Reaktion auf den fehlenden Widerstand der Amtskirche während des Nationalsozialismus. Bis zum Bau der Mauer gab es noch einen Kirchentag für beide deutschen Staaten, auf dem mehr als dreimal so viele Menschen wie heute zusammenkamen. In der DDR trugen Kirchentage zur Entwicklung einer Gegenkultur zum Staat bei. Auch in der Bundesrepublik wurden Kirchentage mehr und mehr von politischen Themen bestimmt. Nach dem Fall der Mauer vereinigten sich die beiden Kirchentage wieder mit dem Ziel, Glauben zu leben und sich mit den Themen der Zeit auseinanderzusetzen. Die alle zwei Jahre stattfindenden evangelischen Kirchentage sind für alle Interessierten unabhängig ihrer Religion offen, um eine Gemeinschaft zu bilden, die den Menschen in Zeiten von Krieg und Katastrophen Hoffnung gibt, was auch die Worte „Hoffen“ und „Machen“ in großen pinken Buchstaben unter „Jetzt ist die Zeit“ andeuten.
Beatrix von Foerster