Am 21. Juli 2017 fand in der Johanneskirche ein Gemeindeabend mit einem Vortrag von Prof. Dr. Gerhard Ringshausen zu Cäsar von Hofacker statt. Wir wollen damit den Gesprächsfaden aufgreifen, den wir mit dem Canarisabend am 9. April 2016 begonnen haben und nun anhand des nicht gradlinigen, sondern eher gebrochen Lebenswegs von Cäsar von Hofacker nachfragen, wie Menschen in „lebens-wichtigen“ Entscheidungssituationen sich verhalten und was die Grundlage ihres Verhaltens ist.
Cäsar von Hofacker wohnte mit seiner Familie in Schlachtensee in der Niklasstraße 12, er war am 20. Juli 1944 die zentrale Person des Umsturzes in Paris, gehörte aber keineswegs von Anfang an zum Widerstand gegen die Nazis.
In Vorbereitung auf diesen zweiten Schlachtenseerabend schrieben wir im Nachrichtenblatt der Gemeinde u.a.:
Schon lange ist klar, die einfache Formel: Glaube - das hieß Widerstand, ist falsch, eher war das Gegenteil unter Protestanten leider die Regel. Aber auch die These, die Widerständler hätten vor allem aus christlichen Motiven gehandelt, trifft nicht zu. Das Verhältnis von Widerstand und Glauben ist viel komplexer. Umso mehr freuen wir uns, dass Prof. Dr. Gerhard Ringshausen aus Lüneburg uns am Weg von Cäsar von Hofacker zeigen wird, wie verschlungen die Pfade sind.
Ausgangspunkt der Überlegungen könnte die Aussage von Helmuth James von Moltke sein: „ der Grad der Gefährdung und Opferbereitschaft, der heute von uns verlangt wird und vielleicht morgen von uns verlangt werden wird, setzt mehr als gute ethische Prinzipien voraus.” Was ist dieses mehr und wie drückte sich es bei Cäsar von Hofacker aus? Bei ihm folgte der politisch und moralisch begründeten Entscheidung zum Widerstand erst seine glaubensmäßige Re-Orientierung an einem liberalen Christentum: Gott-Vater und Vorsehung. Deswegen blieben die BK und der ganze Kirchenkampf außerhalb seines Gesichtsfeldes.
Wenn wir von christlich geprägtem Widerstand sprechen, denken wir häufig insbesondere an Dietrich Bonhoeffer. Ganz offensichtlich gab es viel mehr und anderes, gab es mühsame Lernprozesse, um sich aus den eigenen Verstrickungen in das NS-Regime zu lösen. Ihnen sich zu nähern und damit auch den Widersprüchlichkeiten im Leben und Wirken von Menschen, denen wir heute unsere Hochachtung ausdrücken, ist auch eine Absicht dieser Reihe von Schlachtenseer Abenden. Wir können hier noch viel entdecken.
Im Zehlendorf Blog des Tagesspiegels wurde zu dem Abend mit einem Artikel eingeladen, der Cäsar von Hofacker in seinen unterschiedlichen Rollen beschrieb.
Prof. Ringshausen hat freundlicherweise seinen Vortrag der Gemeinde zur Veröffentlichung auf unserer Homepage zur Verfügung gestellt. Wir danken ihm dafür sehr herzlich.
Im Anschluss an den Vortrag gab es ein intensives Gespräch, in dem auch der Blick auf die Kinder der Widerständler fiel. Dabei wurde auch das neue Buch der Enkelin von Cäsar von Hofacker angesprochen, das sie unter dem Titel: Geisterkinder nur wenige Tage vorher der Öffentlichkeit vorgestellt hatte.
Dirk Jordan für die AG Spurensuche
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